Zur
Einweihung des Anbaus an unserer Kirche meldete die Presse:
(leider haben wir nur eine Kopie ohne Quellenangabe)
„Die Kirchweihe zu Halle
– Trotha. Wer
jetzt auf die Berge steigt, über den Felsen von Trotha von der
Hallischen Seite her, der wird, zumal wenn er die Gegend
früher
schon gekannt hat, ein wenig inne halten. Es wird ihm zu Herzen gehen,
das Bild: Inmitten des Grüns, am Ufer der Saale ein
anheimelnder
Bau, der so freundlich grüßt und dabei so
würdevoll wie
einfach und anspruchslos – das Trothaer Kirchlein. Mich
dünkt, es müßte den
Großstädter einladen,
ein Stündlein dort das Herz ausruhen zu lassen, wenn die
hellen
Glocken klingen. Nicht mit Unrecht bezeichnete der beredte Mund des
hier zuständigen Ephorus beim Festmahl die Aufgabe des Anbaus
der
erweiterten Kirche an die eine, uralte Wand als eine schier
unerhörte. Und, wie auch er meinte, es muß sich
jedermann
freuen über die Ausführung. Das milde, geistvolle
Urteil des
Generalsuperintendent D. Jacobi fand eine schöne
Begründung:
Auf das Vätererbe, auf die Vergangenheit voll Taten und voll
überwindender Liebe in harten Kämpfen und schwerer
Zeit
weiter bauen – das ist die Aufgabe der heutigen Gemeinde. Und
man
muß sagen, der Bund mit der alten Zeit ist in einer Form
vollzogen worden, dass die Alten schier Thränen der Freude
vergießen würden, und dass die Jetzigen sich wohl
fühlen.
Vom Pfarrhaus ging der Einweihungsfestzug aus, am 6. August 10 Uhr,
nach einjähriger Bauzeit. Vom Pfarrhaus. Von dort war die
Anregung
gegangen, von dort die fleißige Sammelarbeit, von dort die
Arbeit
der Bausorgen. Uns dünkt, wenn’s die ganze Gemeinde
vernommen hätte, es hätte wohl allen wohl getan, wie
der
Generalsuperintendent vor Beginn der Kirche im Pfarrgarten dem
verdienten fleißigen Bauvater, dem Pastor Dr. Jenrich nebst
drei
so grundgetreuen Hütern der Gemeinde, Amtsrat Nagel,
Kirchenältester Woepke, Kantor Zeutschel mit herrlichen
Begleitworten die königlichen Gnadenbeweise in Gestalt von
Orden
überreichte. Wahrlich innig wohl tun musste es dem Herzen
derer,
die die Kirchgemeinde Trotha lieb haben, diese verehrten
Männer
geehrt zu sehen! Ein köstlicher Augenblick!...
Und dann der Zug – die
Konfirmanden singend
an der Spitze. Dann Geladene, darunter die Vertreter der Regierung,
Universität, Nachbargemeinden und Donatoren, die ganze
Gemeindevertretung wohl fast vollzählig mit einer ansehnlichen
Zahl von Damen. Unter den Stiftern war auch ein Vertreter des Hauses
von Trotha.
So ging der Zug „empor zum Hause
Gottes“. Das Kirchlein hatte sich unterdessen
gefüllt,
geschäftige Knaben hatten die Programme verteilt, die
feierliche
Übergabe des Schlüssels erfolgte und der so treu
sorgende
Ortspfarrer durfte, sein Werk krönend, den
Festschlüssel im
Namen des dreieinigen Gottes ansetzen. Eine entschieden ausgezeichnet
aufgeführte Motette des Posaunenchores der Stadtmission:
„Machet die Tore weit“, begrüßte
den Festzug und
leitete den ersten Gesang. Glänzend löste der noch
junge
Kirchenchor unter der trefflichen Leitung von Kantor Zeutschel seine
Aufgabe.
Inmitten der beiden Ortspastoren stand der
vielverehrte Generalsuperintendent und hielt die Weiherede
über
den text, den die klare Handschrift unserer Kaiserin eingetragen hatte
in die Bibel: „Christus ist mein Leben, Sterben ist mein
Gewinn“. Dann knien die amtierenden Geistlichen nieder, die
Gemeinde erhebt sich, der Generalsuperintendent spricht das
Weihegebet.“
...
in der Predigt erläutert Pfarrer Jenrich die Ausstattung der
Kirche und predigt dann: „die Kirche, eine Stätte
der
Offenbarung Gottes („ich habe den Herrn von Angesicht
gesehen“) und ein Genesungsheim für die kranke Seele
(„meine Seele ist genesen“). Eine Stätte
der
Offenbarung Gottes in Christus, in Gnade und Wahrheit, ein
Genesungsheim für Herzen, die wahrhaft Gott und Frieden
suchen.“...
Beim Festmahl waren herrliche Reden zu
vernehmen...
Schön war um 3 Uhr die Kinderfestkirche mit Umzug unter
Posaunenbegleitung, und auch die Abendkirche um 8 Uhr war gut besucht.
Möchte diese Kirchweih einen gesegneten Anfang bedeuten
für
die Gemeinde, in dem Streben, ihre geistliche Heimat zu suchen und zu
finden.“ |
1910 wird die Kirche, die eigentlich
abgerissen
und neu gebaut werden sollte, erweitert und umgebaut. An der
Südseite entsteht ein Anbau im
„Landhausstil“, der
noch heute das Bild auf der Friedhofseite prägt. Der Altar
fand
seinen Platz im Osten, der liturgisch „richtigen“
Seite.
Bisher befand er sich unter der Orgelempore, die Gemeinde hatte die
Kirche vom Osten betreten, von der falschen Seite.
So
sah es in der Kirche St. Briccius vor dem Umbau im Jahre 1910 aus:
Vor
1910 war an der Ostseite der Kirche der Haupteingang. So sah die Kirche
von der Friedhofsseite (Südseite) aus:
Das Bild entstand im Jahre 1911. Rechts ist
die
Empore in den Erweiterungsbau gerückt. Die Kirche hat im Zuge
des
Umbaus auch neues Gestühl erhalten:
3 Fotos: Otto Mercker, Archiv
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