Die Seebener Kirchenglocke
OS MEUM ANNUNTIABIT LAUDEM TUAM - Mein Mund
wird verkünden Dein Lob (Ps. 145, 21)
Etwa einmal im Monat ist die Seebener
Kirchenglocke zu hören, wenn sie zum Gottesdienst oder zur
Andacht
einlädt. Die Schallluken sind dann weit geöffnet,
damit
möglichst Viele hören, dass die Tür der
Seebener Kirche
wieder einmal für große und kleine Besucher offen
steht.
Glockenläuten ist hier noch Handarbeit. Es gibt keinen
Elektromotor und keine Zeitschaltuhr. An einem dicken Seil muss
kräftig gezogen werden, damit sich die Glocke in Bewegung
setzt.
Vor allem viele Seebener und Trothaer haben
die
Glocke in der Seebener Kirche schon des öfteren
gehört. Es
lohnt sich aber auch vielleicht an einem Tag der offenen Kirche ein
paar steile Holzstufen zu überwinden (Gut festhalten!
Sturzgefahr!) und sich die Glocke einmal anzusehen.
Neben einem Kruzifix und einem Marienbildnis
kann
man recht bald eine Jahreszahl erkennen: 1786. Sie ist also schon recht
alt, unsere Glocke. Aber seit wann befindet sie sich in unserer
Seebener Kirche? Antwort auf diese Frage finden wir in den
„Beiträgen zur Geschichte der Stadt Halle und
Umgebung; Dorf
Seeben Ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte des
Saalkreises“
von Paul Hoffmann (1940-er Jahre):
„Den Bemühungen des zweiten Trothaer Pfarrers,
Diakonus
Walter Bode, gelang es im März 1923 eine neue Glocke zu
beschaffen. (Nachdem im Ersten Weltkrieg beide Glocken der Seebener
Kirche abgegeben werden mussten, gab es lediglich eine Ersatzglocke,
die im „Kohlenstall der Superintendentur
Giebichenstein“
gefunden wurde.) Von den abgelieferten, aber nicht zerschlagenen
Glocken, standen in Preußen bei Kriegsende 100 zur
Verfügung, deren frühere Kirchengemeinde nicht
festgestellt
werden konnte. Vier Stück erhielt die Provinz Sachsen
zugeteilt,
wovon die größte nach Staßfurt, je eine
kleine nach
Dingelstädt (Eichsfeld) und Wieserode bei Ermsleben und die
zweitgrößte an die Gemeinde Seeben abgegeben
wurde.“
Des Weiteren können wir hier
erfahren, dass
diese Glocke, deren Ton zwischen h und c liegt, einen Durchmesser von
76 cm hat und 220,5 kg wiegt. Und wer dann vor Ort auf Grund der Patina
und der schlechten Lichtverhältnisse Schwierigkeiten beim
Lesen
der Glockeninschrift hat, dem sei hier schon verraten: am oberen Rand
steht: MIT GOTT GOSS MICH JOHANN GEORGE KRIEGER IN BRESLAU IM JAHR
1786. Am Glockenmantel steht geschrieben: OS MEUM ANNUNTIABIT LAUDEM
TUAM - Mein Mund wird verkünden Dein Lob (Ps. 145, 21).
In diesem Sinne wollen wir die Seebener Glocke noch lange und oft läuten:
dass sie mit ihrem Läuten Gottes Lob verkündige, und dass sie mit ihrem Klang Menschen einlade,
des Höchsten Lob zu verkünden mit Wort und Gesang.
Der heilige Laurentius
Der heilige Laurentius stand Papst
Sixtus II. (257–258) als erster Diakon zur Seite.
Als dieser von Kaiser Valerian zur Hinrichtung verurteilt wird, ist er
zutiefst bekümmert und will ihm folgen. Papst
Sixtus II. tröstet seinen Lieblingsschüler
mit der Verheißung, dass er ihm in drei Tagen nachfolgen
werde. Bis dahin erhält er den Auftrag, den Kirchenschatz an
die Bedürftigen und Armen auszuteilen. Nach dem
Märtyrertod Sixtus II. erhebt Kaiser Valerian
Anspruch auf die Schätze. Um Laurentius zur Herausgabe des
Kirchenschatzes zu zwingen, wird er mehrfach gegeißelt.
Laurentius erbittet sich drei Tage Zeit und lässt die durch
den Verkauf der Schätze geheilten und christlich gewordenen
Armen und Kranken zum Kaiser bringen. Auf sie weist er als die nun
vorhandenen wahren Schätze des Himmels hin. Der erboste
Valerian lässt Laurentius mit Bleiklötzen schlagen,
zwischen glühende Platten legen und versucht, ihn zum
heidnischen Opferdienst zu zwingen. Als er erkennen muss, dass alles
vergeblich ist, befiehlt er, den Unerschütterlichen
über stetigem Feuer auf einem Rost langsam zu Tode zu martern.
Sein Kerkermeister wird durch die Standhaftigkeit des Laurentius
bekehrt und begräbt ihn. Über seinem Grabe wurde 330
durch Kaiser Konstantin die Kirche San Lorenzo in Rom errichtet. In der
Krypta sollen seine Gebeine zusammen mit denen des heiligen Stephanus
in einem antiken Sarkophag ruhen. Laurentius und Stephanus gelten bis
heute als die Stadtpatrone Roms.
Sein Namenstag ist der
10. August. In den Darstellungen kennzeichnet Laurentius der
Rost, als Symbol für seinen qualvollen Tod, aber auch das
Evangelienbuch, das er als Archidiakon zu tragen hatte. Auch
können Palmenzweige oder Geldbeutel und Brote als Hinweis auf
die für die Armen verwendeten Schätze dazukommen.